EEG-Umlage gefährdet deutsche Wirtschaft

Studie zeigt wirtschaftliche Bedeutung von Rechenzentren in Deutschland

Deutschland droht die Abwanderung großer Rechenzentren ins Ausland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag des BITKOM* und des Mitinitiators Interxion, Betreiber des größten Datenumschlagsplatzes und eines der größten Cloud-Zentren am digitalen Knotenpunkt in Frankfurt, durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie belegen die hohe Bedeutung der Rechenzentren für den Wirtschaftsstandort Deutschland sowie die akute Gefährdung der Branche durch die EEG-Umlage und der damit verbundenen hohen Belastung durch steigende Strompreise. Besonders betroffen sind die Anbieter sogenannter Colocation-Rechenzentren. Diese stellen Unternehmen die notwendigen Gebäude, Kühlung und Notstromaggregate zur Verfügung und schaffen damit die infrastrukturelle Basis zur Umsetzung der innovationstreibenden IT-Megatrends Big Data, Cloud Computing, Mobility und Industrie 4.0.

Standortfaktor Strompreis

In den nächsten Jahren wird der Erfolg der deutschen Rechenzentren als Motor der deutschen Wirtschaft vor allem durch die hohen Energiepreise gefährdet, so die Studie. Deutschland liegt mit zirka 14 Cent/kWh bereits heute an der Spitze der Preisskala in Europa. Zusätzlich wurden die Colocation-Rechenzentren in den vergangenen Jahren durch die EEG-Umlage besonders deutlich in ihrer Wettbewerbsfähigkeit betroffen. Inzwischen machen die Stromkosten 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Entsprechend geben 80 Prozent der Befragten an, dass die Strompreise ein wichtiger Standortfaktor für Colocation-Rechenzentren sind. In diesen deutschen Rechenzentren arbeiten rund 120.000 Vollzeit-Beschäftigte, die zum Betrieb notwendig sind. Weitere 80.000 Vollzeit-Beschäftigte sind direkt davon abhängig, etwa in Systemhäusern, Baufirmen oder Sicherheitsdiensten. Indirekt ist nahezu jeder Arbeitsplatz in Deutschland von funktionierenden Rechenzentren abhängig. Somit setzt die Politik mit dem hohen Strompreis aufgrund der EEG-Umlage und die dadurch drohende Abwanderung großer Rechenzentren ins Ausland die internationale Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Wirtschaftsstandorts Deutschland aufs Spiel.

 

Forderung der ITK

„Wir beobachten, dass in unseren Rechenzentren durch die höheren Strompreise ein Wettbewerbsnachteil entsteht“, bestätigt Peter Knapp, Geschäftsführer der Interxion Deutschland GmbH. „Damit wir im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig bleiben, ist die Politik gefordert. Es gilt jetzt, die Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu stellen und Abwanderungen zu verhindern. Hierfür ist es notwendig, dass die Ausgleichsregelung des EEG nach Gesichtspunkten gestaltet wird, die alle energieintensiven, im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen betrifft. Die Beschränkung auf das produzierende Gewerbe und die Bewertung der Wettbewerbssituation anhand der Handelsintensität greifen viel zu kurz. Da die ITK als Innovationsmotor eine entscheidende Rolle für die gesamte deutsche Industrie spielt, müssen in die neue Ausgleichsregelung auch Unternehmen einbezogen werden, die Bits und Bytes exportieren. Denn wenn die Basis der digitalen Infrastruktur auf deutschem Boden, mit deutschem Datenschutzrecht bestehen bleibt, führt dies automatisch zu einem starken Wirtschaftswachstum.“

 

Traditionell ist der Internetknoten Frankfurt einer der Topstandorte für leistungsstarke Rechenzentren in ganz Deutschland. Nach Berechnungen des Borderstep Instituts gibt es in Deutschland ca. 2.500 Rechenzentren mit einer IT-Fläche von rund 1,25 Mio. m2. Zwischen 2008 und 2013 sind Rechenzentrumsflächen in Deutschland im Schnitt um 2,7 Prozent moderat gewachsen. Im Vergleich mit den anderen europäischen Tier-1-Standorten London, Paris und Amsterdam, ist das Wachstum der Rechenzentrumsfläche in Frankfurt seit 2008 deutlich niedriger. Zwischen 2008 und 2013 vergrößerte sich die Rechenzentrumsfläche in Amsterdam zum Beispiel um über 70 Prozent, in Frankfurt um 20 Prozent. Andere Städte in Europa haben damit ein deutlich höheres Wachstum als Frankfurt. Ein Grund dafür liegt in der Abwanderung der Kunden im nahen Ausland und dass trotz der steigenden Nachfrage. Mit ihnen verschiebt sich auch das Wachstum im Rechenzentrumsmarkt. Dabei sind Rechenzentren ein zentraler Baustein für das Wirtschaftsleben und die Infrastrukturen sowie ein Enabler für die Digitalisierung und Cybersicherheit in Deutschland.

 

2013 wurden knapp 8 Mrd. € in deutsche Rechenzentren investiert, 400 Mio. € in den Bau neuer Rechenzentren und 350 Mio. € in die Modernisierung bestehender Rechenzentren. Dabei gingen die Server-Verkaufszahlen in Deutschland von 2010 bis 2014 stärker zurück als im EU-Durchschnitt. Der Standortnachteil durch höhere Strompreise und die EEG-Umlage wirkt sich daher bereits wachstumsmindernd auf die Rechenzentrumsbranche aus. Global sehen die Befragten in der Studie aber insbesondere in Asien, vor allem China, und Südamerika ein sehr starkes Marktwachstum bei Rechenzentren.

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