Die Handwerksbäckerei Essmann im westfälischen Altenberge bei Münster hat sich dem handwerklichen Backen verschrieben. Vorgefertigte Backmischungen oder Teiglinge aus China haben in dem Unternehmen daher keinen Platz. Die Backwaren werden von den etwa 70 in der Produktion beschäftigten Mitarbeitern aus Grundzutaten wie Mehl, Sauerteig und Wasser komplett im eigenen Haus hergestellt. Der Vertrieb erfolgt über die eigenen Filialen, die mittlerweile 58 Verkaufsstätten im Großraum Münster umfassen. Pro Tag werden bei Essmann etwa 4.300 Brote und rund 80.000 Brötchen produziert, wobei eine große Vielfalt verschiedener Backwaren hergestellt wird, so umfasst das Sortiment saisonabhängig allein 40 verschiedene Brote und bis zu 40 Brötchensorten, dazu kommt eine Vielzahl weiterer Backwaren wie Kuchen, Torten oder Gebäck.
Um diese Mengen in der vom Kunden gewünschten Vielfalt täglich herstellen zu können, ist auch in einem handwerklichen Betrieb der Einsatz moderner Produktionstechnik und eine weitgehende Automatisierung der Produktionsprozesse unerlässlich. Das Unternehmen hat daher vor einigen Jahren eine durchgängige Prozesskette implementiert, die von den Verkaufsstellen bis in die Produktion reicht. An den Kassen werden die Abverkäufe eines Tages nach einzelnen Produkten erfasst, die Verkaufszahlen werden per Datenleitung – derzeit ISDN, künftig DSL – an das Warenwirtschaftssystem Optiback weitergeleitet und von hier dem Backleitsystem für die Zusammenstellung der Produktion des nächsten Tages übergeben. Im Backleitsystem sind Rezepturen für alle Produkte hinterlegt, das System errechnet daraus und aus dem jeweiligen Bedarf die Mengen der Zutaten, die über einen Mischcomputer dann direkt an die einzelnen Bäckereigeräte weitergeleitet werden. „Unser Produktionsprozess verläuft von der einzelnen Kasse in der Filiale bis zum Rührwerk durchgängig automatisiert und IT-gestützt“, erklärt Jörg Beineke, IT-Leiter der Essmann‘s Backstube GmbH in Altenberge.
Automatisierung setzt Verfügbarkeit voraus
Die hohe Automatisierung der Betriebsabläufe setzt eine hohe Verfügbarkeit der grundlegenden IT-Systeme voraus. Die Produktion läuft in den verschiedenen Produktionsbereichen 24 Stunden am Tag, aber sie läuft nur, wenn auch die IT-Systeme arbeiten. „Je stärker der Prozess automatisiert ist und je enger die Prozessschritte miteinander verzahnt werden, desto gravierender wirken sich Störungen aus“, erläutert Beineke. „Wir hatten in den letzten Jahren zweimal mehrstündige Systemausfälle durch Hardware-Fehler.“ Neben solchen ungeplanten Störungen, müssen auch planmäßige Stillstandszeiten zur Systemwartung berücksichtigt werden. „Wir nutzen unsere Systeme sehr intensiv, so dass auch im normalen Betrieb aufgrund von Verschleiß regelmäßig Teile getauscht werden müssen, zum Beispiel Festplatten“, führt Beineke weiter aus. Aufgrund des Dauerbetriebs gibt es bei Essmann dafür eigentlich keine Wartungsfenster. Andere Betriebe erledigen Wartungsarbeiten üblicherweise nachts, aber gerade da herrscht bei Essmann Hochbetrieb, weil über Nacht gebacken wird; tagsüber wenn im Produktionsbereich geputzt und aufgeräumt wird, beanspruchen Verwaltung und Vertrieb die Systeme. „Irgendein System wird bei uns immer gebraucht“, sagt Beineke. „Es gibt keine Minute, die für einen Teiletausch oder auch nur für ein Update frei wäre.“
Die Vorsorge gegen Server-Ausfälle sah anfangs die Bereitstellung von Ersatzcomputern vor. Diese Methode des „Cold Stand-by“ hat jedoch erhebliche Nachteile: Es erfordert etliche Zeit und einigen Arbeitsaufwand, bis ein Ersatzserver arbeitsfähig ist und die entsprechenden Backup-Da-ten aufgespielt sind. Ungeplante Ausfälle finden außerdem gerne zum unpassendsten Zeitpunkt statt, etwa in Stoßzeiten oder wenn kein Administrator greifbar ist. Eine Besonderheit der Anwendungslandschaft bei Essmann ist, dass jede größere Applikation, beispielsweise Warenwirtschaft, Backleitsystem, Lohnabrechnung, Zeiterfassung oder Kassenverwaltung, einen eigenen Server benötigt. Die Systeme sind zwar integriert und tauschen untereinander Daten aus, aber sie benötigen zum Teil eigene Datenbanken, die sich nicht parallel auf ein und demselben Server betreiben lassen. Durch die wachsende Zahl solcher Server und die dadurch immer aufwändigere Administration wurde schließlich eine Konsolidierung durch Virtualisierung der Server unerlässlich.
Virtualisierung plus Ausfallsicherheit
Die Notwendigkeit hohe Verfügbarkeit und Virtualisierung zu realisieren, führte Essmann zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Server-Ar-chi-tektur. 2011 wurden bis auf das Warenwirtschaftssystem alle vorhandenen Anwendungsserver mit Stratus Avance auf zwei physischen x86-Servern von Wortmann virtualisiert und zugleich ausfallsicher gemacht. Die Avance-Software verbindet diese beiden Server und synchronisiert sie im laufenden Betrieb. Dabei werden über 150 Systemparameter ständig analysiert; mit Hilfe einer Fehlermusterdatenbank erkennt Avance sich abzeichnende Störungen rechtzeitig und kann reagieren, noch ehe sich der Fehler auswirkt. Avance kann im Falle einer bevorstehenden Störung eines der beiden Server beispielsweise mit einer Live-Mi-gra-tion alle virtuellen Maschinen auf den anderen, nicht beeinträchtigten Server durchführen, der den Betrieb dann fortsetzen kann. Sobald die Störung behoben ist, beispielsweise durch einen Plattenaustausch, bringen sich die beiden Systeme automatisch wieder auf den gleichen Stand und setzen ihren Synchronbetrieb fort.
Einer der großen Vorteile von Avance besteht darin, dass diese Lösung Verfügbarkeit automatisch, also ohne administrative Eingriffe, bereitstellt, denn niemand muss im Störungsfall Server oder Datenbanken herunter- oder hochfahren. Das ist insbesondere für Unternehmen sehr wichtig, die wie Essmann nur über ein kleines IT-Team verfügen, das zudem nicht nur für die Betreuung der Server zuständig ist. Die Verfügbarkeit lässt sich bei Essmann auf diese Weise auch in den nächtlichen Produktionsstunden aufrechterhalten, ohne dass dafür eine 24-stün-dige IT-Bereit-schaft eingerichtet werden müsste.
„Durch die Virtualisierung brauchen wir statt zehn Server nun nur noch zwei“, erläutert Beineke weiter. „Das erspart uns schon mal viel Aufwand bei der Administration. Außerdem dauert es mit Avance nur wenige Minuten, um einen neuen Server aufzusetzen und in Betrieb zu nehmen. Ich kann daher auch mal etwas ausprobieren, zum Beispiel neue Software, ohne dass ich zuvor ein Budget für einen neuen Server beantragen muss. Das ist in der Praxis ein Riesenvorteil. Wir sind schneller, flexibler und zugleich sicherer.“ Auch Erweiterungen lassen sich auf diese Weise jederzeit ohne Betriebsunterbrechungen vornehmen. „Wir fahren einen Server kontrolliert herunter, während der Betrieb auf dem anderen weiterläuft, ohne dass die Nutzer etwas von der Service-Maßnahme merken“, so Beineke weiter. „Wir setzen die neue Platte ein, fahren den Server hoch, holen die virtuellen Maschinen vom anderen Server herüber und bauen dann dort eine neue Platte ein. Das lässt sich einfach und schnell erledigen, wobei auch die übersichtliche und sehr bedienerfreundliche Avance-Software eine große Hilfe darstellt.“
Natürlich hat Essmann auch Alternativen zu Stratus Avance geprüft. Technisch vergleichbare Alternativen, etwa auf Basis von VMware, hätten allerdings erheblich höhere Kosten verursacht, nicht zuletzt, weil als Storage-System dabei ein separates SAN notwendig gewesen wäre. Bei Stratus Avance können hier die Festplatten der Server genutzt werden. Für ein alternatives System hätte Essmann die doppelte bis dreifache Investitionssumme aufbringen müssen. Außerdem wäre dabei eine vielfach aufwändigere Administration erforderlich.
Die bei Essmann realisierte Lösung ist darüber hinaus in das Service-Konzept von Stratus eingebunden. Die von Avance automatisch aufgenommenen Fehlermeldungen werden sowohl an den Hersteller, als auch an das betreuende Systemhaus CSG in Münster, das auch die Implementierung vorgenommen hat, weitergeleitet. Dadurch können Service-Maß-nahmen wie der Versand von Austauschteilen sofort eingeleitet werden, üblicherweise treffen die Teile beim Anwender ein noch ehe dieser den Störfall selbst registriert hat. Zusätzliche Sicherheit gegen extern verursachte Störungen gewinnt Essmann durch eine Split-Site-Installation: Die beiden physischen Avance Server sind in unterschiedlichen Betriebsgebäuden untergebracht, so dass beispielsweise auch nach einem Brand nicht nur Backup-Daten sondern auch ein betriebsbereiter Server zur Verfügung steht, der den Server-Betrieb nahtlos fortsetzen kann. Die Produktion von Brot und Brötchen ist bei Essmann also nicht nur in fachlicher sondern auch in IT-technischer Hinsicht in sicheren Händen.
Essmann‘s Backstube
Essmann‘s Backstube mit Hauptsitz in Altenberge bei Münster ist eine Handwerksbäckerei, die seit 1845, heute bereits in fünfter Generation, als Familienbetrieb geführt wird. Aus einer kleinen Dorfbäckerei in Nordwalde ist ein innovatives Bäckerei-Unternehmen mit mittlerweile über 58 Filialen im Münsterland gewachsen. Die rund 580 Mitarbeiter produzieren und verkaufen pro Tag etwa 4.300 Brote und rund 80.000 Brötchen sowie eine große Vielfalt weiterer Backwaren.
Hardware
2 x TERRA Server 6420 von Wortmann mit jeweils:
2 x 64 GB RAM
2x Intel X5650/6x2.66
2x 300GB HDD-SAS
6x 600GB HDD-SAS
Über die CSG Computer und Software GmbH
Mit rund 60 Mitarbeitern ist die CSG Computer und Software GmbH europaweit tätig. Das Systemhaus aus Münster bietet seit der Gründung im Jahr 1981 Informationstechnologie für Industrie, Handel und Handwerk, für die Verwaltung und die Dienstleistungsbranche an. Seit 1987 ist die CSG überaus erfolgreich mit der eigenentwickelten Branchen-ERP-Lösung BOXSOFT speziell für Verpackungsunternehmen.
Wortmann AG
Die Wortmann AG ist mit rund 500 Millionen Euro Umsatz eines der erfolgreichsten unabhängigen deutschen IT Unternehmen. Als Distributor und Hersteller bedient die Wortmann AG mit ihren mehr als 500 Mitarbeitern rund 8000 Fachhändler und Systemhäuser in ganz Europa. Die Eigenmarke TERRA, mit ihren PCs, Notebooks, Server, Storage, ThinClients und LCDs wird in Deutschland assembliert und verfügt über ein eigenes Partnerservicenetz sowie ein zentrales Servicecenter am Produktionsstandort.